Vorwort
Jede Region in Deutschland hat nicht nur ihre eigene Kultur, sondern auch ihre regionalen Dialekte, Begriffe und Wörter. So kann es passieren, dass typische Gerichte, Backwaren oder sogar Obst und Gemüse andere Namen haben. So ist bei uns öfters vorgekommen, wenn Gebärdensprachdolmetschende sowie auch zugezogene ”Nichteinheimische” fremde Bezeichnung in Bayern gar nicht verstehen.
Wir haben festgestellt, daß die bayerische Gebärdendelikate sich im Laufe der Jahre erschreckend rar gemacht haben.
Es gibt viele Fragen bezüglich fehlender Gebärden für Orte, Bezirke, Idiome und Personennamen.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, das Projekt „Bayerische Gebärdendialekte“ ins Leben einzuberufen.
Wegen dem sprachlichen Gebrauch ist Süden (S) von (N) Norden zu unterscheiden. Die regionalen Sprachunterschiede sind hier mit einigen Beispielen zu ersehen:
N | S |
Fleischer | Metzger |
Backe | Wange |
Brötchen | Semmel |
Imbiß | Brotzeit |
Karotte | gelbe Rüben |
Frikadelle | Fleischpflanzerl |
Sahne | Rahm |
Nehmen wir also das Wortbeispiel für ”Semmel”. Zu diesem Wortbegriff liegt der sprachliche Ausdruck nicht nur alleine an die Lautsprache, sondern auch das Gebärdenwort ist folgendermaßen zu dem involviert.
Das Ziel unserer Arbeit ist die kulturell regionale Identität der Gehörlosen zu fördern und die heimische Sprachpflege motivierend anzustreben. Den gehörlosen Menschen sind dazu zu bewegen, dass sie die Sprachkulturgut möglichst bewahren und im Alltag ihre angestammten Dialekte selbstbewusst hochhalten und pflegen.
Das Redaktionsteam vom BayGebDia mit Markus Beetz und Karin Eberhart hat mehrere Städte Bayerns wie München, Straubing, Nürnberg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Ursberg, Hohenwart, Zell, Dillingen und Würzburg aufgesucht, um die regional-eigene Gebärdendialekte aufzuspüren und sie zu archivieren.
Bevorzugend waren echttaube Einheimische, die die damals so genannten Taubstummenschulen besucht haben und die Muttersprache von älteren taube Kindern erlernt oder auch von den tauben Familien mit ebenfalls tauben Verwandten übernommen haben.
Als Gegenstand der Erhebung ist die Gebärdendialekte in der ursprünglichsten Form vor allem von älteren Gehörlosen, mit deren sie im alltäglichen Umfeld gebärden, entnommen.
Wir haben zahlreiche Gebärden gesammelt und in Videos festgehalten, die auf unserer Homepage zu sehen sind. Diese Videos bieten eine wertvolle Ressource, um die Gebärden zu lernen und anzuwenden. Wir hoffen, dass unser Projekt dazu beiträgt, die Kommunikationsbarrieren zu überwinden und die Vielfalt der Deutschen Gebärdensprache besser zu verstehen und zu bewahren.
Daraus ist ein eigener Dialektatlas mit dem Inhalt von insgesamt ca. 1500 regionale Gebärdenwörter geschaffen worden.
Der Gebrauch der bayerischen Dialekte soll auch im Unterricht, an den Hochschulen und an Universitäten möglichst angewendet werden — sehr wichtig vor allem für diejenigen Studenten oder Auszubildende, die in Kontakt mit den gehörlosen Menschen im bayerischen Raum kommen.
„Die bayerische Sprache ist unser ältestes und edelstes Kulturgut. Bairisch ist auch die Muttersprache, die kleine Ähnlichkeit in Österreich aufzuweisen ist.“
Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.
Der Tradition zuliebe muß von jeder Generation immer wieder neu interpretiert und das eigene Leben, in den eigenen Alltag integriert werden, gepflegt werden. Gleichzeitig soll sie für Erneuerung und Innovation stets offen sein – nur auf dieser Weise bleibt unsere Kultur auch für die Zukunft auf Weiteres lebendig und soll dabei ihren Stellenwert behalten.